Nicht nur Alte benötigen professionelle Betreuung und Begleitung

Nicht nur Alte benötigen professionelle Betreuung und Begleitung Berührende Projektpräsentation an der Senio-Altenpflegeschule

An der Senio-Altenpflegeschule ist die lernübergreifende Projektarbeit ein wesentlicher Teil des Unterrichts und ein Alleinstellungsmerkmal der Ausbildungsstätte. Für diese hatten sich die 13 Schüler*innen des Examenskurses K36 von Kursleiter Alexander Göckel in diesem Jahr mit der stark anonymisierten Biografie eines 43-jährigen, kriegstraumatisierten Mannes auseinandergesetzt und für den fiktiven Patienten individuelle Pflege-, Therapie- und Betreuungspläne erarbeitet.


„So ein Fall ist für Pflegekräfte im Berufsalltag nicht die Regel und erfordert ein hohes Maß an professioneller Betreuung“, führte Schulleiter Dieter Stuckert in die Präsentation ein und ergänzte: „Besonders in der stationären Altenpflege, als klassischem Langzeitpflegebereich ist es wichtig, das ganze Spektrum abzudecken. Das soll das diesjährige Projektthema „Interkulturelle Langzeitpflege“ verdeutlichen.“ 


Mit dem aktuellen Projekt ging die Senio-Altenpflegeschule auf die sich seit Jahren verändernden Anforderungen und Spezialisierungen des Altenpflegeberufes ein. Da die reine Altenpflege ab 2020 ein aussterbendes Berufsbild sein könnte, ist der Bedarf da, weiterhin spezialisiert und zielgruppenorientiert zu agieren. „Frei nach dem Motto von Ludwig Börne „In einem schwankenden Schiff fällt um, wer still steht und sich nicht bewegt“ wird sich auch die Schule auf die Veränderungen des Berufsbildes und die Generalistik einstellen“, bekräftigte der Schulleiter, der weiß, dass der Stellenwert der professionellen Altenpflegekräfte in einem multiprofessionellen Team für die doch sehr komplexe Behandlungsvielfalt beispielsweise im Reha-Bereich sowie in der Wohn- und Lebenssituation unverzichtbar ist. 


Da ein Großteil der Schüler einen Migrationshintergrund hat, profitierten sie enorm von dem zusätzlichen Sprachförderungsunterricht, der an der Reinheimer Bildungseinrichtung angeboten wird. Kursleiter und Sprachförderkraft Alexander Göckel stellte dabei fest, dass die Schüler*innen sich damit auch in ihrer Persönlichkeit weiterentwickelten und nun selbstbewusst vor einer größeren Gruppe sprechen können. Die Vertreter der Ausbildungsbetriebe, Angehörige der Examensschüler sowie ehemalige Absolventen konnten sich von dem professionellen und kompetenten Auftritt während der Projektpräsentation überzeugen.

„Am Anfang war es zunächst etwas schwierig, sich in diesen besonderen Fall hineinzuversetzen, da wir es im Alltag mehr mit älteren Menschen zu tun haben“, schildert Theresa Podrenik, die zusammen mit Erkan Boyaci die „Timeline“ moderierte, den Beginn der Vorbereitungszeit. Für Letztgenannten war der Zugang etwas leichter, da er vor dem Besuch der Altenpflegeschule schon etwas Vorerfahrung in der Krankenhauspflege sammeln konnte. Hilfreich für die Bearbeitung des Projektes war es für Irina Issengulova, die erst seit fünf Jahren in Deutschland lebt und von der Sprachförderung profitierte, dass die Kursteilnehmer*innen sowohl in der ambulanten Pflege als auch im Krankenhaus und der Psychiatrie Fremdpraktika absolvierten. „Wir haben als Kurs das Projekt gut zusammen gestemmt. Jeder hat jedem geholfen“, bringt es Tim Behnke, der u. a. in einer abschließenden Szene den Patienten „Herr Maurer“ in seiner Betreuungseinrichtung spielte, auf den Punkt. Wie die verschiedenen privaten Lebensereignisse, der Bundeswehreinsatz in Kriegsgebieten und die dortigen Erlebnisse einen jungen Menschen „brechen“ können, so dass er zum Alkoholiker wird und unter psychischen und physischen Erkrankungen leidet, machten die 13 Schüler*innen mehr als deutlich. Sie zeigten auch alle Eventualitäten auf, die „Herr Maurer“ bei einer erfolgreichen, abgebrochenen oder verweigerten Therapie und Betreuung haben würde und machten in ihrem Abschlussbild deutlich: „Pflege kann NICHT jeder!“